Die Elfenkönigin vom Zeitelmoos

Die Elfenkönigin vom Zeitelmoos

Einst ging im frühen Herbst nach einem anstrengenden Arbeitstage ein hübscher junger Jägersmann von Weißenstadt nach Wunsiedel, wo er seine Hochzeit mit einer Jungfer aus gutem Hause feiern wollte. Um schnell zu seiner geliebten Braut zu kommen, wählte er den kürzesten Weg zwischen beiden Orten, den Weg durch das geheimnisvolle Zeitelmoos.

Überall waren die Spuren des Altweibersommers zu sehen: Spinnweben, in denen sich Feuchtigkeit und der Samen der Bäume gefangen hatte, erstes Laub am Boden, Sträucher, die sich im lauen Abendwind wiegten, Heidekraut, das sich langsam braun färbte...Vor seinen müden Augen verwoben sich die Dinge zu einem reizenden Bild, in dem lauter junge Mädchen sich wie im Reigen um ihn drehten und ihm ihre Arme zum Gruß entgegenstreckten.

Er blieb stehen, um sich dieses berückende Schauspiel näher anzusehen und wollte den Tänzerinnen die Hand reichen. Da schwand plötzlich der Boden unter seinen Füßen und er glitt in unbekannte Tiefen hinab.

Als er wieder festen Fuß gefasst hatte, fand er sich inmitten eines wundersamen Saales wieder. Wände und Gewölbe glänzten von Gold und Edelsteinen. Ringsum saßen auf seidenen Kissen strahlend schöne Jungfrauen mit prachtvollen Gewändern aus Gold- und Silberfäden, die wie Schleier um ihre schlanken Körper wallten.

Mit einem Mal erklang Musik, so schön wie er noch keine gehört hatte. Die schönste der Jungfrauen erhob sich, ging auf ihn zu und bat ihn zum Tanze. Kaum war dieser Tanz zu Ende, kam die nächste und so ging es fort, bis jede wenigstens einmal mit ihm getanzt hatte. Seltsam nur, dass er trotz des vielen Tanzens gar keine Müdigkeit spürte.

Als die Reihe wieder an die Schönste kam, mit der er den Reigen eröffnet hatte, hielt diese mitten im Tanz inne und sagte zu ihm: "Du bist ein guter Tänzer, bleibe bei uns, so wirst Du ewig jung sein und jeder Tag wird Dir so kurzweilig verfliegen wie der heutige. Das verspreche ich Dir, ich bin nämlich die Elfenkönigin!"

Da tauchte das Bild seiner Braut vor dem Jägersmann auf und wie sie traurig blickte. Er erschrak und fiel vor der Elfenkönigin auf die Knie. Inständig bat er sie, ihn doch wieder an die Erdoberfläche zu lassen, da er schon morgen heiraten wollte. Er sei sowieso spät dran und wenn er nicht bald zum Hause seiner Verlobten käme, würde diese vor Herzeleid sterben.

Die Elfenkönigin sah ihn lächelnd an, streifte einen goldenen Ring vom Finger, steckte ihn dem Jäger an und sagte: "Haltet beide den Ring als Gedenken an diese Nacht in Ehren. Er wird Euch Glück bringen." Dann schlang sie Ihre Arme um ihn und küßte ihn zum Abschied, während die anderen Elfen das Paar umtanzten.

Plötzlich stand er wieder auf dem weichen Moorboden. Die untergehende Sonne blendete ihn mit ihren letzten Strahlen und ihm schien, als ob er aus einem schönen Traum erwache. Aber der wertvolle Ring an seinem Finger bewies ihm, dass er alles wirklich erlebt hatte.

Rasch setzte er seinen Weg fort. Als er bei seiner Braut angekommen war, erzählte er seine Erlebnisse und öffnete dann den Rucksack, um sein Hochzeitsgeschenk, eine neue Haube, herauszuholen. Wie staunten da aber alle Anwesenden, als sie sahen, dass der Rucksack prall mit Gold und Silber gefüllt war! Nun hatte das Paar einen Schatz, der es sein Leben lang begleitete.

Teilen: